Anne Will, ARD 04.12.2016, Europa auf der Kippe -
Welche Werte einen uns noch? hier geht's zur Sendung
Mit:
Ursula von der Leyen (CDU)
Bundesministerin der Verteidigung
Wolfgang Sobotka (ÖVP)
Bundesminister für Inneres in Österreich
Ulrike Guérot
Professorin für Europapolitik und
Demokratieforschung
Dirk Schümer
Europa-Korrespondent für "DIE WELT"
Talk oder Gespräch?
Diskussionserprobte Gäste – hitzige Debatte – Fragen nach
konkreten Lösungsansätzen durch die Moderation abgeblockt – Allgemeinplätze und
Worthülsen – eine Diskussion, die im Wesentlichen in der Problembeschreibung verharrt
Ursula von der Leyen beklagt, "dass es nicht gelungen ist, die komplexen Antworten einfach und
verständlich 'rüberzubringen." In seiner Wiederholung droht diese
Botschaft zur Hülse zu werden. Eine mögliche Lesart seitens der Fernsehzuschauer
bzw. Wähler: "(meine) Kritik am gegenwärtigen europäischen Zustand ist auf
(meine) Begriffsstutzigkeit zurückzuführen?!"
Dirk Schümer fordert als Journalist konkrete Antworten
auf konkrete Probleme, z.B. in Italien. Nach einem missglückten Einstieg zur
Wahl in Österreich ist er dem Zuschauer am nächsten. Wähler werden in Umfragen,
Referenden und bei Wahlen große Fragen i.d.R. mit ihrem individuellen Schicksal
verknüpfen.
Ulrike Guérots konkreter Beitrag: "Wie muss ein Europa aussehen, das funktioniert?" – wird
von Anne Will mit der Anmoderation zum nächsten Einspieler zu weiteren europäischen
rechtsnationalen Tendenzen unterbrochen. Die Debatte gelangt damit nicht über
die Problembeschreibung hinaus. An diesem Punkt hätte der "Talk" in
ein echtes Gespräch münden können, das Einblick in komplexe Hintergründe gibt und
mögliche Lösungen skizziert; in eine Debatte, in der Kritik artikuliert und
entdämonisiert wird. Statements die keinen nachvollziehbaren Bezug anbieten,
sind bloße Absichtserklärungen: "Europa
wird nur funktionieren, wenn die Staaten es auch wollen." (von der
Leyen) Ein zweiter Versuch Guérots, hier konkret zu werden und die Europäische
Struktur, ein fehlendes "Initiativrecht"
des Parlaments zu diskutieren, wird von der Moderatorin erneut mit einer
Zwischenfrage gestoppt. Was folgt: "Wir
brauchen eine (einheitliche) Demokratie."
Eine vertane Chance, um Allgemeinplätze und Worthülsen
an der Realität zu prüfen und zu entlarven; denn sie zementieren häufig
Missverständnisse und sorgen für
Verärgerung.
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